Zurück Interdisziplinäres Forum »Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne«
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Referate der 3. Arbeitstagung, 13.–15. März 2002

 

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Von hessischen, schlesischen und nationalen Juden. Die museale Darstellung von Kultur und Geschichte des Judentums vor 1938

Katharina RAUSCHENBERGER, Frankfurt a. M.

Einen Beitrag zur jüdischen Geschichte der Frühen Neuzeit kann man aus der Museumsgeschichte der Vorkriegszeit schwerlich gewinnen. Die frühe Neuzeit war nirgends explizit Gegenstand musealer Betrachtung. Gleichwohl stammt der überwiegende Anteil von Exponaten gerade im kunsthandwerklichen Bereich aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Gab es also im jüdischen Museumswesen der Vorkriegszeit überhaupt eine Rezeption der Frühen Neuzeit? Folgte man den Periodisierungsangeboten aus den allgemeinen Wissenschaften? Wenn ja, welches Geschichtsbild war damit verbunden?

In der Museologie der Vorkriegszeit existierten zwei Geschichtsbilder nebeneinander, die die Rolle der Juden in der Gesellschaft unterschiedlich definierten. Zum einen war ein zionistischer Ansatz populär, der die Fakten und Relikte jüdischer Geschichte und Kunst neu kategorisieren wollte. Ihm war es vor allem um die Blütezeit jüdischer Kunstgeschichte in der Diaspora zu tun, womit ein Schwerpunkt auf die Kunst des 17. und 18. Jahrhunderts gelegt wurde. Eine Zäsur wurde dann erst wieder zur Mitte des 19. Jahrhunderts vorgenommen. Die Emanzipationsphase wurde hier als Vorstufe der eigentlich intendierten Rückwendung zur jüdischen Kultur verstanden, die allein zur Produktion »jüdischer Kunst« führen könne. In diesem Sinne äußerte sich explizit der Kustos des Frankfurter »Museums Jüdischer Altertümer« Erich Toeplitz. In der Periodisierung jüdischer Geschichte stimmte dieser Ansatz überraschenderweise mit einem emanzipatorischen Geschichtsverständnis überein, das sich an der Leidensgeschichte des jüdischen Volkes orientierte. Als Beispiel hierfür dient die historische Abteilung auf der Jahrtausendausstellung der Rheinlande, die von Adolf Kober konzipiert wurde.

Zum anderen machte eine neue Generation von Museologen die Sichtweise populär, dass jüdische Geschichte und Kultur in den Kontext der allgemeinen Entwicklungen der Nichtjuden gehörten. Sie versuchten, in ihren Darstellungen den Epocheneinteilungen der allgemeinen Historiographie zu folgen und das landläufige Bild der über Jahrhunderte statischen Lebensverhältnisse der Juden zu widerlegen. Am besten glaubten sie dies tun zu können, indem sie das enge Miteinander-Wirtschaften und -Leben in einem eingeschränkten regionalen Rahmen darstellten. Auch die Kunstprodukte der Zeit sollten für dieses Sich-Bedingen sprechen. Anders als die Historiographie der Emanzipationszeit taten sie dies sehr viel selbstbewusster. Ihre Motivation bestand nicht darin, die Lernfähigkeit und Assimilationsfähigkeit der Juden zu beweisen. Sie wollten die immer schon vorhandenen Beziehungen von Christen und Juden darstellen. Die damit verbundenen relevanten Namen waren Rudolf Hallo aus Kassel sowie Alfred Grotte und Israel Rabin aus Breslau.

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