Aktuell
Tagung 2023
Tagung 2022
Tagung 2020
Tagung 2019
Tagung 2018
Tagung 2017
Tagung 2016
Tagung 2015
Tagung 2014
Tagung 2013
Tagung 2012
Tagung 2011
Tagung 2010
Tagung 2009
Tagung 2008
Tagung 2007
Tagung 2006
Tagung 2005
Tagung 2004
Tagung 2003
Tagung 2002
Tagung 2001
Tagung 2000
( 1 )
( 2 )
( 3 )
Publikationen
Kontakt
|
Ein dritter Themenkomplex der Arbeitstagung war Fächern und Methoden gewidmet. Rotraud RIES analysierte und demonstrierte Tragfähigkeit und Chancen neuerer geschichtswissenschaftlicher Diskurse für jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit. Durch moderne sozial- und kulturgeschichtliche Methodenpluralität und Perspektiven, so ihr Plädoyer, könnten die spezifischen Dichotomien der deutschen Forschungslandschaft zur jüdischen Geschichte und Kultur überwunden werden. Birgit KLEIN gab in ihrem Vortrag "Der Verräter ist nicht immer ein Metzger" ein Beispiel für die sinnvolle Verzahnung judaistischer Erkenntnis mit historischer Forschung. Sie stellte die verschiedenen Stränge von Traditionsbildung und -wirkung in ihren historischen Kontext und beleuchtete damit implizit lang wirkende innerjüdische Konfliktbewältigungsmuster.
Einen Blick auf Konzept und Stand der Arbeiten an dem umfangreichen Projekt der "Germania Judaica" gewährten Stefan ROHRBACHER, Wolfgang TREUE und Birgit KLEIN anhand der Regionen Hessen-Marburg und Kurköln. Der Beitrag von Nathanja HÜTTENMEISTER zum Herzogtum Westfalen fiel krankheitsbedingt leider aus. Debattiert wurde u.a. der Umgang mit der vohandenen Quellenfülle, die anders als in den ersten drei Bänden der "Germanica Judaica" einen selektiven und interpretativen Ansatz erforderlich macht. Die Präsentation der Recherche-Ergebnisse für das Handbuch wird in Form von Gebiets-Faszikeln erfolgen. Den Quellenfundus und die Konzeption des kleineren österreichischen Pendants der "Austria Judaica" stellte Barbara STAUDINGER aus Wien vor: Da es in Kärnten und Steiermark seit 1496 keine Juden mehr gab, lag der Siedlungsschwerpunkt mehr im Osten. Bei einer insgesamt schwierigen Quellen- und Bearbeitungssituation für das 16. und 17. Jahrhundert der Schwerpunkt liegt hier auf Wien und eher normativen Ansätzen konstatierte sie auch für Österreich die bekannte Zäsur jüdischen Lebens im 15./16. Jahrhundert.
Alle Vorträge wurden lebhaft, z. T. kontrovers diskutiert. Sowohl Vorträge wie Diskussionen bewiesen, daß seit einigen Jahren zwar in vieler Hinsicht Bewegung in das verhandelte Forschungsfeld gekommen ist, verdeutlichten jedoch zugleich, wie groß der Bedarf an Methodendiskussion und interdisziplinärem Verstehen und Kooperation noch ist. Dem kam das Forum mit seinem eher informellen Klima entgegen, das Kontakte und Offenheit jenseits universitärer Profilierungsbestrebungen und Hierarchien erlaubte, Zeit und Raum für jede Art von Gesprächen bot. Der Charakter des Forums und das spannende Forschungsfeld machten Lust auf Mehr: Alle Teilnehmer plädierten für eine Fortsetzung in der gleichen Form im nächsten Jahr. Per Akklamation wurden die beiden Initiatorinnen Rotraud Ries und Birgit Klein zusammen mit Katja Kriener von der Rheinischen Landeskirche als Organisationsteam bestätigt.
Elke Grabemann, Berlin
|