Zurück Interdisziplinäres Forum »Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne«
zurück

Bericht über die 1. Tagung, 11.–13. Februar 2000

 

Aktuell

Tagung 2023

Tagung 2022

Tagung 2020

Tagung 2019

Tagung 2018

Tagung 2017

Tagung 2016

Tagung 2015

Tagung 2014

Tagung 2013

Tagung 2012

Tagung 2011

Tagung 2010

Tagung 2009

Tagung 2008

Tagung 2007

Tagung 2006

Tagung 2005

Tagung 2004

Tagung 2003

Tagung 2002

Tagung 2001

Tagung 2000
( 1 ) ( 2 ) ( 3 )

Publikationen

Kontakt

Ein dritter Themenkomplex der Arbeitstagung war Fächern und Methoden gewidmet. Rotraud RIES analysierte und demonstrierte Tragfähigkeit und Chancen neuerer geschichtswissenschaftlicher Diskurse für jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit. Durch moderne sozial- und kulturgeschichtliche Methodenpluralität und Perspektiven, so ihr Plädoyer, könnten die spezifischen Dichotomien der deutschen Forschungslandschaft zur jüdischen Geschichte und Kultur überwunden werden. Birgit KLEIN gab in ihrem Vortrag "Der Verräter ist nicht immer ein Metzger" ein Beispiel für die sinnvolle Verzahnung judaistischer Erkenntnis mit historischer Forschung. Sie stellte die verschiedenen Stränge von Traditionsbildung und -wirkung in ihren historischen Kontext und beleuchtete damit implizit lang wirkende innerjüdische Konfliktbewältigungsmuster.

Einen Blick auf Konzept und Stand der Arbeiten an dem umfangreichen Projekt der "Germania Judaica" gewährten Stefan ROHRBACHER, Wolfgang TREUE und Birgit KLEIN anhand der Regionen Hessen-Marburg und Kurköln. Der Beitrag von Nathanja HÜTTENMEISTER zum Herzogtum Westfalen fiel krankheitsbedingt leider aus. Debattiert wurde u.a. der Umgang mit der vohandenen Quellenfülle, die – anders als in den ersten drei Bänden der "Germanica Judaica" – einen selektiven und interpretativen Ansatz erforderlich macht. Die Präsentation der Recherche-Ergebnisse für das Handbuch wird in Form von Gebiets-Faszikeln erfolgen. Den Quellenfundus und die Konzeption des kleineren österreichischen Pendants der "Austria Judaica" stellte Barbara STAUDINGER aus Wien vor: Da es in Kärnten und Steiermark seit 1496 keine Juden mehr gab, lag der Siedlungsschwerpunkt mehr im Osten. Bei einer insgesamt schwierigen Quellen- und Bearbeitungssituation für das 16. und 17. Jahrhundert – der Schwerpunkt liegt hier auf Wien und eher normativen Ansätzen – konstatierte sie auch für Österreich die bekannte Zäsur jüdischen Lebens im 15./16. Jahrhundert.

Alle Vorträge wurden lebhaft, z. T. kontrovers diskutiert. Sowohl Vorträge wie Diskussionen bewiesen, daß seit einigen Jahren zwar in vieler Hinsicht Bewegung in das verhandelte Forschungsfeld gekommen ist, verdeutlichten jedoch zugleich, wie groß der Bedarf an Methodendiskussion und interdisziplinärem Verstehen und Kooperation noch ist. Dem kam das Forum mit seinem eher informellen Klima entgegen, das Kontakte und Offenheit jenseits universitärer Profilierungsbestrebungen und Hierarchien erlaubte, Zeit und Raum für jede Art von Gesprächen bot. Der Charakter des Forums und das spannende Forschungsfeld machten Lust auf Mehr: Alle Teilnehmer plädierten für eine Fortsetzung in der gleichen Form im nächsten Jahr. Per Akklamation wurden die beiden Initiatorinnen Rotraud Ries und Birgit Klein zusammen mit Katja Kriener von der Rheinischen Landeskirche als Organisationsteam bestätigt.

Elke Grabemann, Berlin