Zurück Interdisziplinäres Forum »Jüdische Geschichte und Kultur in der Frühen Neuzeit und im Übergang zur Moderne«
 

Programm der 4. Arbeitstagung, 28. Februar – 2. März 2003

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Perspektivenwechsel: Ego-Dokumente, Selbst- und Fremddarstellungen frühneuzeitlicher Juden

Der vollständige Text des Tagungsberichts liegt auch im PDF-Format vor. Sie finden ihn hier. Tagungsbericht

Anders als die ersten drei Tagungen des Forums fand die vierte unter einem Rahmenthema statt: Jüdische Ego-Dokumente in der Frühen Neuzeit. Anlass hierzu hatten die Themen-Vorschläge auf der letzten Tagung gegeben: »Reiseberichte« und »Epigraphik« reizten dazu, sie unter ein gemeinsames Oberthema zu fassen; auch die wiederholt angemahnte, da vermisste Methodik in der Erforschung der jüdischen Geschichte und Kultur der Frühen Neuzeit sollte nun ihren gebührenden Platz finden. Das Thema stieß auf reges Interesse; und es folgten 36 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Einladung. Nach kurzer Vorstellungsrunde und langem gemütlichen Beisammensein am ersten Abend folgten anderthalb Tage intensiver Arbeit; zwölf Kurzreferate regten lange und tiefgehende Gespräche und Diskussionen an.

Das Rahmenthema erwies sich als aktuell, widmet sich doch das zweite Heft der Internet-Zeitschrift »Zeitenblicke« (Jg. 1, 2002, www.zeitenblicke.historicum.net/2002/02/index.html) dem Thema »Das ›Ich‹ in der Frühen Neuzeit. Autobiographien – Selbstzeugnisse – Ego-Dokumente in geschichts- und literaturwissenschaftlicher Perspektive«. Hierin gibt der Beitrag von Andreas Rutz »Ego-Dokument oder Ich-Konstruktion? Selbstzeugnisse zur Erforschung des frühneuzeitlichen Menschen« einen instruktiven Überblick über die Forschungsgeschichte. Auf Rutz’ Darstellung basierte Birgit KLEINs Einführung in das Tagungsthema.

Die Mülheimer Tagung stellte sich der Aufgabe zu untersuchen, inwiefern die Methoden, welche die Frühneuzeitforschung entwickelt hat, für die Erforschung der jüdischen Geschichte und Kultur fruchtbar gemacht werden können und wo der Übertragbarkeit Grenzen gesetzt sind. So galt es etwa danach zu fragen, wie sich Jüdinnen in Prozessakten definieren: über ihr Jüdischsein oder über ihr Geschlecht? Welche Verstellungen oder Maskierungen der eigenen Person sowie des eigenen Denkens und Empfindens gehören zur typologischen Rhetorik von Juden und Jüdinnen in Suppliken? Inwieweit griff man zum Mittel einer variablen Selbstdarstellung, um in Verhören auf den Erwartungshorizont des Gegenübers einzugehen? Inwiefern geben solche Zeugnisse weniger Auskunft über die Person selbst als vielmehr über ihr Verhältnis zur Umwelt? Doch so viele Fragen und methodische Probleme sich auf der Tagung bei der Interpretation und Deutung der frühneuzeitlichen Selbstzeugnisse und Ego-Dokumente stellten, so wenig sollte zu bezweifeln sein, dass gerade auch die jeweiligen Ich-Konstruktionen die historisch-bedingte Mentalität ihrer jüdischen Verfasser spiegeln, wie die nun folgenden Beiträge zeigen.

Birgit Klein

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